Klosterarbeiten – geschichtlicher Hintergrund

Klosterarbeiten sind seit mehreren hundert Jahren wesentlicher Bestandteil religiösen Brauchtums. Der Begriff “Klosterarbeit” stammt aus dem 19. Jahrhundert. Diese Golddraht- und Silberdrahtarbeiten wurden fast ausschließlich in Klöstern angefertigt.

Im weiteren Sinne sind damit auch gestickte und gemalte Andachtsbilder, Spitzenbilder und Paramentenstickerei gemeint. In alten Schriftstücken werden sie oft auch “Schöne Arbeiten” genannt. Im Normalfall steht ein religiöses Thema im Mittelpunkt. (z.B. Heiligenbilder, Jesusdarstellungen, Mariendarstellungen, Elfenbeinfigürchen, Nachbildungen eines Kreuznagels, Wachsmedaillons, Annahand usw.) Die Wurzeln der Klosterarbeiten reichen bis ins Mittelalter. Oft wurden die Arbeiten in Frauenklöster, aber nicht nur, mit viel Fleiß und handwerklichem Geschick gefertigt.

Das 16. Jahrhundert eröffnete den Frauenklöstern durch den erwachenden Reliquienkult viele Möglichkeiten für die kunsthandwerkliche Betätigung. Im Konzil von Trient (1545 – 1563) wurde den Bischöfen die Verehrung der Heiligen in den “Heiligen Leibern” der Märtyrer ausdrücklich zur Aufgabe gemacht. (Beeindruckende Arbeiten in der Klosterkirche Waldsassen, Adalbert Eder) In feierlichen Zeremonien wurden die Skelette aus den Katakomben Roms genommen und in die Klöster und Kirchen der Schweiz, Österreichs und Bayern gebracht. Die Skelette mussten geschmückt und dekoriert werden, damit sie auf Altären “zur Schau” gestellt werden konnten. So hüllte man sie in kostbare Gewänder, bedeckte sie über und über mit Gold- und Silberdrahtarbeiten, mit Perlen, Halbedelsteinen und geschliffenen Steinen. Dann präsentierte man sie, meist liegend, in gläsernen, prunkvoll ausgestatteten Sarkophagen. Auf diese Weise wurden Totengebeine, die normalweise niemand gerne anschaut, zu einem prächtigen Anblick, von denen man oft auch Wunder erhoffte. Man pilgerte zu diesen Klöstern und Kirchen und wollte auch ein Andenken mit nach Hause nehmen, zumeist eine Abbildung des entsprechenden Heiligen. Auch kleinste Reliquienpartikel wurden zu hochgeschätzten Bestandteilen von Klosterarbeiten.

Die mit den Arbeiten betrauten Klosterfrauen stammten meist aus Patrizier- und Bürgerfamilien. Sie waren von Erziehung und Ausbildung her für künstlerische Arbeiten vorgebildet. So entstanden für den Verkauf kleinere Klosterarbeiten und es kam für die Klöster auch zu recht beträchtlichen Einnahmen. Die Arbeit der Nonnen wurde oft von Gebeten begleitet.

Einen großen Einbruch bedeutete die Säkularisation (1803). Klöster wurden aufgelöst, wertvolle Aufzeichnungen und Unterlagen dieser religiösen Kunstgegenstände verbrannt, Perlen und Steine aus den Arbeiten herausgelöst, Gold- und Silberdrähte eingeschmolzen. Aber eine Reihe von Priestern und Nonnen versteckten die Arbeiten und brachten sie in Sicherheit. So sind trotz Säkularisation eine Menge von Arbeiten erhalten. Antiquitätenmärkte und Flohmärkte waren später oft Fundstellen dafür. Die Arbeiten wurden von Liebhabern und Sammlern erstanden und so erhalten.

Vor etwa 25 Jahren begann man neue Klosterarbeiten nach alten Vorbildern und Techniken zu fertigen. Das wachsende Interesse an schönen, alten Dingen, an bodenständiger Volkskunst und traditionsreichem Kunsthandwerk war der Nährboden dafür. In abgewandelter Form finden wir diese Techniken auch in Brautkronen, Jubiläumsbildern und Gewürzsträußchen.

(zusammengestellt von Ingeborg Zangl)